„Oh, the Things I know“

Ich bin ein grosser Fan von Al Franken, einem amerikanischen Satiriker und mittlerweile auch Politiker, der bekannt wurde als einer der Mitbegründer der legendären Saturday Night Live Show. Neben seiner Arbeit im Fernsehen hat er zahlreiche Bücher geschrieben und sein politisches Engagement führte schließlich im November 2008 zu seiner Wahl zum Senator des US Bundesstaats Minnesota.
In den USA eine feste Grösse kennt ihn hierzulande kaum jemand. Da überrascht es auch nicht, dass seine Bücher nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Deshalb habe ich das jetzt selbst in die Hand genommen. Hier also meine Übersetzung eines Auschnitts aus dem ersten Kapitel von „Oh, the Things I Know“, einem seiner nicht politischen Bücher. Das Kapitel trägt den Titel „Oh, the Mistakes You’ll Keep Repeating“.

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Lassen sie mich gleich zu Anfang einige Missverständnisse darüber aufklären, wer einen Ratgeber schreiben sollte und wer nicht. Es bringt zum Beispiel nichts, den Rat eines hoffnungslosen Versagers einzuholen. Die Lebenserfahrung eines hoffnungslosen Versagers beschränkt sich auf einen einzigen Modus, den Hoffnungslosen-Versager-Modus, und deshalb kann er nur Negativratschläge geben:“Mach’s nicht wie ich“. „Tu dies nicht.“ „Tu das nicht.“ Und ganz egal was hoffnungslose Versager behaupten, im Leben geht es viel mehr darum, zu entscheiden, was man tun sollte, als darum, was man nicht tun sollte.
Andererseits haben aber auch Supererfolgreiche nur wenig zu bieten, wenn es darum geht, ganz normalen Menschen einen praktischen Rat zu geben. Weil sie so supererfolgreich sind, sind sie so weit weg von dem, womit wir Normalsterblichen uns herumschlagen und ihr Ratschlag bezieht sich auf derart abgehobene Angelegenheiten, dass er nur für andere Supererfolgreiche interessant ist. Wer zum Beispiel würde nicht gern wissen, wie man den entscheidenden Fragen der Inneneinrichtung eines Privatjets begegnet. Ich erinnere mich, 1 1/2 Tage damit verschwendet zu haben, Paul Allens „Sollten die Sitze zueinenander oder nach vorn gerichtet sein?“ zu lesen. (Die Antwort ist übrigens, dass es Drehsitze sein sollten, die für Start und Landung festgestellt werden können.)
Nein, der ideale Autor für einen Ratgeber ist jemand wie ich. Denn ich bin sehr erfolgreich aber fliege immer noch Linie – wenn auch erste Klasse – vom gemeinen Volk nur durch einen dünnen Vorhang getrennt. Ich weiß, wie es ist, zu kämpfen, oder kann mich wenigstens noch dunkel erinnern. Als erfolgreicher Mann muss ich jeden Tag Entscheidungen treffen und praktische Ratschläge in die Tat umsetzen. Ratschläge, die ich gedenke, an Sie weiter zu geben. Und trotzdem bin ich nicht so ungeheuer erfolgreich, dass ich nicht die Zeit hätte, dieses Buch zu schreiben. Oder es zumindest zu diktieren.
Manche Leser könnten meinen, dass, weil ich so erfolgreich bin, ich noch nie einen Fehler gemacht habe. Wenn Sie zu diesen Leuten gehören, dann sollten Sie jetzt aufhören, zu lesen, denn offen gesagt, Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Sogar die erfolgreichsten Menschen machen Fehler, und manche haben sogar aus ihnen gelernt.
Die meisten Menschen würden zum Beispiel den Gründer von Microsoft, Bill Gates, für erfolgreich halten. Und wenn man Erfolg mit Wohlstand, Macht und einem ausgeglichenen, glücklichen Leben gleichsetzt, und damit, eine Rolle als Philanthropist und hochangesehener Denker in der Gesellschaft auszufüllen, dann würde ich sagen, ja, Bill Gates ist erfolgreich. Aber lassen Sie uns darüber jetzt nicht diskutieren.


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